Lesedauer: 14 – 17 Minuten. Was unterscheidet eigentlich einen Trader von einem Investor? Welche unterschiedlichen Techniken wenden sie an? Was steckt hinter dubiosen Quellen im Internet, nach den man flott, als Amataure-Trader vermögend nach Feierabend werden kann?
Ein kleines Dankeschön: Wenn Ihnen dieser oder einer unserer weiteren Artikel Mehrwert stiftet, teilen Sie ihn gerne. In der Fußzeile finden Sie alle Möglichkeiten der Weiterleitung auch in die sozialen Netzwerke. Unsere Serie: „Wertpapiere“
Serie „Wertpapiere“
Liebe Leser,
heute wollen wir uns einem Phänomen widmen, welches immer mehr in die Öffentlichkeit und die breite Masse der Bevölkerung rückt.
„Reich durch Traden, täglich zwei Stunden nach Feierabend “ oder vielleicht doch nicht?
Bekannt sind eher Investoren oder deren Unternehmen. Angeführt von der Investment-Ikone Warren Buffett (Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway) oder George Soros. Erste Frage an Sie, können Sie adhoc einen berühmten Trader nennen? Im Folgenden haben wir Ihnen einmal die größten Unterschiede dieser beiden Anlegertypen dargestellt.
Unterschied 1 – Die Unterscheidung in der Definition:
Als ersten stellen wir fest, dass es keine klare Definition für den „Trader“ gibt. „Trade“ aus dem Englischen übersetzt bedeutet einfach nur „Handel“. Somit verfeinern wir unsere Suche auf „Daytrading“. Diese unterscheiden sich wiederum in drei Kategorien. Daytrading, Swing Trading und Scalping, die Methode ist abhängig von der Zeit zwischen Kauf und Verkauf. Aber grundsätzlich sehr kurzweilig. „Daytraiding“ definiert sich somit über den spekulativen und kurzfristigen Handel mit Wertpapieren. Kauf und Verkauf einer Position erfolgt am identischen Handelstag. Bei bereits geringen Kursschwankungen soll die Gewinnerwartung greifen. Neben Aktien sind oft Derivate, Devisen und Futures Gegenstand der Spekulation. Populäre Laufzeiten innerhalb des Daytrading:
- Optionen auf einige Tage (eher selten)
- Optionen auf einige Minuten
- 120-Sekunden-Option
- 60-Sekunden-Option
- 30-Sekunden-Option
Unterschied 2 – Der zeitliche Anlagehorizont:
Wie eben bereits kurz erläutert, das Hauptinteresse eines Day-Traders liegt in der Gewinnerzielung durch Spekulation. Die Haltedauer der gekauften Anlagen, beispielsweise Aktien, können sich auf einige Sekunden beschränken oder mehrere Wochen andauern. Der Gewinn soll durch einen kurzfristigen Kursanstieg entstehen. Investoren setzen auf eine lang anhaltende Wertentwicklung. In Krisenzeiten nutzen Sie fallenden Kurse zum Nachkaufen (Cost-Afferage-Effect). Als Anlagedauer sind mindestens sechs Monate bis ein Jahr zu betrachten. Bei Aktien sollte eine Haltedauer von mindestens sieben bis zehn Jahren geplant werden. Für den Kapitalaufbau im Ruhestand eher 30 – 40 Jahre (gilt auch, wenn Aktienfonds in Vorsorgepolicen enthalten sind). Während Investieren eher auf ein langfristiges Engagement im Investitionsobjekt ausgelegt ist, sind Trader an kurzweiligen Spekulationen interessiert. Investoren haben in der Regel mindestens ein 6-monatiges Engagement im Blick, wobei die erwartete Rendite natürlich auch an einem Tag erreicht werden kann (Stichwörter IPO oder Übernahme).
Unterschied 3 – Die Betrachtungsweise, Analysen und Reporting:
Grundlegend ist festzustellen, dass die Debatte zwischen der Fundamentalanalyse und der Chartanalyse auch in diesem Bereich stattfindet. Der Zeitpunkt und die Dauer des Handels spielen beim Traden die maßgebliche Rolle. Da der zu Beginn erwähnte Scalper einige Sekunden oder wenige Minuten für einen Trade benötigt, ist eine tiefgehende Fundamentalanalyse nicht nützlich. Hier wird neben dem bisherigen Kursverlauf maximal grob die allgemeine Marktlage betrachtet. Beim Investieren ist die Fundamentalanalyse das wichtigste Auswahlinstrument. Investmentgedanken werden über u. a. den Bottom-Up oder dem Top-Down Ansatz entworfen. Branchen, Unternehmenskennzahlen und Bilanzen werden hierbei ausgewertet und nach Plausibilisierung in ein Verhältnis zum Markt gesetzt. Charttechniken werden ebenfalls verwendet, allerdings erst in der Finalisierungsphase.
Unterschied 4 – Die verwendeten Finanzinstrumente:
Wenn unterschiedlich gearbeitet wird, benötigt man unterschiedliche Instrumente und Werkzeuge. Dies gilt nicht nur für das Handwerk, im übertragenen Sinne gilt dies auch für den Finanzmarkt. Trader benötigen, aufgrund der kurzen Haltedauer, eine sehr hohe Volatilität. Wenn dieses der Markt nicht her gibt, kann durch „hebeln“ dieses Ergebnis ebenfalls erreicht werden. Beim Hebeln sind Derivate ein sehr beliebtes Spekulationsobjekt. Investoren nutzen oft ein individuelles Anlageportfolio. Hier ist bereits mittelfristig das Vermögen höher, weil in der Regel mit Realwerten in den Markt gegangen wird. Derivate, die beim Traden oft zum Einsatz kommen, werden im Portfolio höchstens als Beimischung verwendet. Ziel könnte es sein das Portfolio zu hedgen.
Schlussfolgerung:
Sicherlich ist der Übergang zwischen dem Traden und dem Investieren manchmal sehr fließend. Einige grundlegenden Unterschiede bestehen allerdings. Jetzt kommt es natürlich darauf an, welchem Charakter Sie eher entsprechen oder was aufgrund Ihrer Rahmenbedingungen möglich ist.
Lassen Sie uns noch einmal die These vom Beginn ins Gedächtnis rufen:
„Reich durch Traden, täglich zwei Stunden nach Feierabend “ oder vielleicht doch nicht?
Wir erkennen, durchaus ist es möglich mit dem Traden Kapital aufzubauen. Allerdings nicht nach Feierabend. Wenn Sie einen normalen Präsensberuf ausüben, sind Sie zu Öffnungszeiten des Börsenparkett anders beschäftigt. Bitte beachten Sie auch hier den Nettogewinn nach Abzug aller zusätzlichen Handelskosten. Um live an der Börse, nach Feierabend teilzuhaben, können Sie höchstens noch auf andere Börsenplätze mit Zeitverschiebung ausweichen. Beispiel New York, Tokio oder Shanghai Stock Exchange. In den letzten Jahren gab es auch Versuche den Handel über Fintech‘s abzuwickeln. „Bequem und effektiv“ hieß es bereits vor einigen Jahren. Bisher hat sich hier allerdings noch kein Konzept oder Algorithmus nachhaltig durchgesetzt. Neben dem passenden Zeitfenster benötigt der Daytrader eine ziemliche Robustheit und eher einmal das Verständnis Verluste zu kompensieren. Emotionen sind ebenfalls fehl am Platz. Einmal die Grundpfeiler gesetzt, individuell den Anlagetyp bestimmt und ggf. etwas Portfoliooptimierung. (Diese Punkte können seitens des Anlegers auch ausgelagert oder mit externem Fachwissen umgesetzt werden.) Was aber jeder Investor benötigt ist Geduld.
Das Team von Finanzcoach Hannover wünscht Ihnen eine schöne Urlaubszeit und tolle Reiseerlebnisse.